Make Amazon Pay! Wir sind keine Maschinen

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Helmut S. - ADMIN
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Make Amazon Pay! Wir sind keine Maschinen
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Make Amazon Pay! Wir sind keine Maschinen.

Ein Aktionsvorschlag zur Diskussion gestellt

von Freund*innen der Selbstbestimmung

amazon-nein-danke-monopolstellung-sklavenarbeit-ausbeutung-kritisches-netzwerk-eco-app-rotraut-susanne-berner-packer-picker-jeffrey-jeff-preston-bezos-menschenverachtung-boykottWir haben einen praktischen Vorschlag zur Unterstützung der streikenden Amazon-Belegschaft gegen die algorithmische Fremdbestimmung ihrer Arbeit. Längst geht es den kämpfenden Mitarbeiter*innen nicht mehr allein um die Durchsetzung eines Einzelhandelstarifs, statt der Anlehnung der Bezahlung an niedrigere Logistik-Löhne. Längst stehen bei dem seit nunmehr vier Jahren andauernden Arbeitskampf die Arbeitsbedingungen selbst im Fokus der Auseinandersetzung: Amazons lernende Lagersoftware schreibt Tempo und Ablauf aller Arbeitsschritte bis ins kleinste Detail vorsogar in der Verwaltung.

Bei Amazon ist die vollständige Enteignung des Arbeitsprozesses unter Einsatz modernster Technologie Programm. Sie gibt einen Vorgeschmack auf maschinell optimierte menschliche Arbeit in der anstehenden „vierten industriellen Revolution“ die weit mehr umfasst als die sogenannte Industrie 4.0.

► Unser Aktionsvorschlag: offen-offensiv  

Zeitgleich zum Streik rund um den vorweihnachtlichen Black-Friday am 24. November 2017, Amazons zentralem Schnäppchen-Tag, blockieren wir einen Amazon-Standort. Hier bietet sich z.B. das Innenstadt-Verteilzentrum im Berliner Kudamm-Karree an. Amazon garantiert Berliner*innen eine Zustellung der dort lagernden Produkte innerhalb von zwei Stunden (für Prime-Kunden sogar innerhalb einer Stunde). Eine in den engen Seitenstraßen angreifbare Garantie!

Begleitet von weiteren analogen und digitalen Widerständen lässt sich vielleicht die fortwährende Ignoranz von Amazon Chef Jeff Bezos gegenüber seinen Mitarbeiter*innen und anderen Kritiker*innen aufbrechen. In der gesamten Woche vom 20. bis 26. November rund um den Black Friday gibt es immer wieder „Schnäppchen Deals“ und damit täglich ein spürbar erhöhtes Aufkommen an Bestellungen und Auslieferungen – das sollte unsere Aktionswoche sein! Und so könnte sie aussehen:

Europaweit finden Streiks in mehreren großen Distributionszentren von Amazon statt. Auf zahlreichen Bannern steht: „Wir sind keine Maschinen!“ Die Zufahrtswege des Innenstadtversandlagers Berlin Kudamm-Karree sind blockiert. Weder können LKW Waren anliefern, noch können die Amazon-Lastenfahrräder und Auslieferungsfahrzeuge das Gelände verlassen.

Auf einer Kundgebung vor der Unternehmenszentrale von Amazon Deutschland in München wird der Deutschland-Chef Ralf Kleber getortet. Die Homepage von Amazon ist nicht erreichbar. Solidarische Amazon-Kund*innen schicken in dieser Woche vermehrt (versandkostenfreie) Bestellungen ab und wieder zurück und legen den Retouren solidarische Botschaften an die Belegschaft bei. Die wahrnehmbar schlechte Publicity und eine ernsthafte Störung der Zustellung, die so sehr auf Reibungslosigkeit „auf den letzten Metern“ setzt, treffen das Unternehmen sensibel.

Wir haben ausreichend Zeit, den Vorschlag zu diskutieren und Amazon einen wirklich schwarzen Freitag zu bescheren.

► Effizienz-Dressur des Menschen zur Maschine

abrufarbeit_zeitarbeit_stress_arbeitsmarktpolitik_arbeit_auf_abruf_flexible_arbeitszeit_kapovaz_niedriglohnsektor_prekarisierung_teilzeitarbeit_kritisches_netzwerk_ausbeutung_lohndumping.png Amazon-Mitarbeiter*innen arbeiten unter enormem Stress. Entgegen ihrer Arbeitsverträge leisten die meisten viele Überstunden und Samstagsarbeit. Streng hierarchisch geben sogenannte Leader den Arbeitsdruck über Fehlerpunkte an die Picker und Packer ihres Teams weiter. Picker „picken“ die bestellte Ware aus den Regalen und legen dabei täglich bis zu 20km zurück – der Tracker misst die Laufleistung über das sekundengenaue Protokoll des Aufenthaltsortes, der Handscanner erfasst alle Arbeitsschritte und gibt den nächsten vor.

Kommt ein Picker in Verzug, löst das System Alarm aus: sein Leader erhält automatisch eine Nachricht auf seinen Bildschirm. Dann kommt es zum sogenannten Feedback-Gespräch. Alles selbstverständlich „ausschließlich zur Prozessoptimierung“. Auch Packer haben eine klare Mindest-Quote: Jede Stunde 200 Einzelpäckchen bzw 100 Multi-Pakete packen. Doch die permanente Bewertung der Mitarbeiter*innen ist alles andere als konsequenzlos: eine grüne Karte heißt Lob, eine gelbe Karte kommt einer Abmahnung gleich. Bei drei gelben Karten droht die Entlassung. Die Vorgabe:

Jeder soll über dem Leistungsdurchschnitt liegen. Was mathematisch unmöglich ist, stellt das dynamische Prinzip kontinuierlicher Arbeitsverdichtung in Konkurrenz innerhalb der Belegschaft dar. Die Folge: ein allgegenwärtiger Zwang zur Selbstoptimierung.

Selbst wenn Mitarbeiter*innen Arbeitsaufträge sinnvoll zusammenfassen, um sich unnötige Wege zu ersparen, hagelt es Strafpunkte. Jede Abweichung von der algorithmischen Vorgabe wird sanktioniert – zum Zweck der Standardisierung. Jegliche Individualität bedeutet den Verlust von Austauschbarkeit. Bei Amazon soll jede Mitarbeiter*in jederzeit durch eine Kolleg*in ersetzbar sein – ohne Effizienzeinbußen bei der Übergabe. Eine Informantin aus der Verwaltung berichtet uns: „Meine Arbeitsanweisungen schreiben mir die exakte Position von Tastatur und Maus auf meinem Schreibtisch vor. Und wo mein Papierkorb unter dem Schreibtisch zu stehen hat, das ist absurd und beklemmend“.

► Dequalifizierung durch digitale Fließbänder

Was das Fließband nur rudimentär geschafft hat, macht Amazons Algorithmisierung (Teilung der Arbeit in Einzelschritte) bis zur Perfektion: die vollständige Quantifizierung, Standardisierung und damit Enteignung und Entwertung von Arbeit – früher nur in der Produktion, jetzt auch in Verwaltung und Entwicklung. Die „Smartifizierung“ aller Arbeitsabläufe, also die digitale Vernetzung sämtlicher Arbeitseinheiten, ist dabei der Kern der sogenannten Industrie 4.0.

Ähnlich wie bei der algorithmisch optimierten Zuordnung von Nutzer und Anbieter von Dienstleistungen in der ultra-kapitalistischen Share-Economy oder besser On-Demand-Ökonomie à la UBER und Airbnb. Als nicht unwesentliche Randnotiz sei angemerkt, dass sich darüber nicht nur der Produktions- bzw. Dienstleistungsprozess, sondern auch das Produkt bzw. die Dienstleistung selbst drastisch verändert. Nicht selten werden in dieser vernetzen Vollautomatisierung Vorgänge auf die Konsument*in abgewälzt – z.B. bei Buchungen oder beim Banking.

industry_4.0_industrie_vierte_industrielle_revolution_produktivitaet_smart_factory_roboterisierung_kritisches_netzwerk_standardisierung_technokratie_smartifizierung_ausbeutung_automation_amaz.jpg

In mehr und mehr Bürojobs wird nun ebenfalls der individuelle Arbeitsdruck über Ticket-Systeme mess- und steuerbar gemacht. Was mit exakt definierten Leistungsvorgaben im Service-Bereich und bei typischen Call-Center-Jobs längst üblich ist, wird nun auf scheinbar „kreative“ und freier selbst-organisierbare Bürotätigkeiten ausgedehnt. Der Büromensch arbeitet künftig wie am Fließband. Firmen versuchen das nötige Kreative auf wenige gut bezahlte Mitarbeiter*innen zu verdichten.

Das Ergebnis: Einige wenige Jobs in den Entwicklungsabteilungen, bei denen der Mensch dem Computer sagt, was er tun soll. Und immer mehr herabgestufte Jobs, bei denen der Computer dem Menschen sagt was er tun soll.

Die Abtrennung der auch auf lange Sicht weiterhin den Menschen vorbehaltenen kreativen Jobanteile ist eine notwendige Vorbedingung für eine (zukünftige) Roboterisierung der so entwerteten anderen Aufgaben. Amazons Picker z.B. wird es am modernsten Standort im niedersächsischen Winsen bei Hamburg nicht mehr geben. Hier werden ab Ende 2017 Roboter die benötigten Regal-Segmente zum Packer fahren, der das benötigte Produkt entnimmt und verpackt.

► Digitale Arbeitsnomaden – Crowdworking

Niedrigstlöhner*innen aber auch Fachkräfte im Bereich digitale Dienstleistungen können sich auf Amazons Plattform Mechanical Turk verdingen. Hierbei gibt es keine Branchen-Grenzen. Unternehmer*innen können sich die billigsten und talentiertesten „Crowdworker“ aussuchen.

AMAZON_VERDI_Solidaritaet_Streik_Tarifstreik_Tarifstreit_Konkurrenz_Dumpingloehne_Logistik_Klassenkampf_Spaltung_Gesellschaft_Ellbogengesellschaft_Gewerkschaften_Kritisches_Netzwerk.jpg Den Startschuss zur Nutzung des Schwarms von “Clickworkern” und digitalen Freelancern gab Amazon im Jahr 2006, als das Unternehmen mit dem Vertrieb von CDs begann. Hunderttausende von CD-Covern mussten auf sexuelle Inhalte überprüft werden, bevor sie in die digitale Verkaufsplattform eingestellt werden konnten. Eine Arbeit, die aufgrund uneindeutig zu formulierender Kriterien wenig geeignet war, von einem Computer gelöst zu werden. Amazon erfand daraufhin in Anlehnung an dezentral verteilte Rechner in der Cloud die sogenannte Crowd – eine Art „massiv parallelen“, menschlichen Rechner.

In Umkehrung der traditionellen Mensch-Maschine-Relation fordert der Computer den Menschen auf, ihn bei der Arbeit zu unterstützen. Auf einer digitalen Plattform konnte sich jeder anmelden, um für ein paar Dollar die Stunde CD-Cover durchzusehen. Über diese konkrete Aufgabe hinaus hat Amazon diese Job-Plattform ausgebaut. Amazon stellt nun auf mechanical turk beliebigen „Arbeitgeber*innen“ für die Vermittlung ihrer Tätigkeit 10% des Betrags in Rechnung, der für Erledigung des Mikro-Jobs bezahlt wird. Was gezahlt wird, bleibt der Arbeitgeber*in selbst überlassen.

Der Status der Mikroarbeiter*in, die einen solchen Job über Amazon vermittelt annimmt, entspricht dem moderner Tagelöhner*innen: Arbeit gibt es nur, wenn welche eingestellt wird. Die Frage nach Arbeitsvertrag und sozialer Absicherung erübrigt sich. Hier regiert die einseitig abänderbare AGB der Vermittlungsplattform und die Willkür des Arbeitgebers. Isabella Mader brachte die Praxis des systematischen Lohnbetrugs auf den Punkt: „Lohndiebstahl ist ein Merkmal, kein Fehler“. Gezahlt wird oft mit erheblicher Verzögerung – manchmal aber auch gar nicht. Wie die Kräfteverhältnisse aussehen, verdeutlicht Amazon auf seiner Webseite: „Falls die Arbeitsleistung nicht Ihren Standards entspricht, lehnen Sie die Arbeit einfach ab und bezahlen den Arbeiter nicht.

Amazon Go – voll „smartifizierter“ Lebensmittelmarkt als Wegbereiter

Einen Vorgeschmack auf Amazons Zukunftsvision einer vermeintlich „smarten“ Abwicklung unserer Alltagsabläufe gibt sein jüngst gestartetes Geschäftsfeld. Anfang 2017 eröffnet Amazon in Seattle seinen ersten Supermarkt, der jegliche Kasse überflüssig macht – auf eine neuartige Weise. Amazon nennt es “just walk out technology”:

arbeitsunrecht_schwarzer_freitag_horrorjobs_werner_ruegemer_union_buster_fertigmacher_ausbeutung_lohndruecker_kritisches_netzwerk_amazon_arbeitsbedingungen_elmar_wigand.pngDie Kund*in registriert sich per Smartphone samt Amazon-App beim Betreten des Supermarkts. Die Regale registrieren über Druck- und Infrarot-Sensoren, welches Produkt entnommen oder auch wieder zurückgestellt wird. Die Zuordnung, welche Kund*in das Produkt entnommen hat, übernimmt ein selbstlernender Algorithmus, gespeist über eine große Anzahl automatischer Tracking-Kameras inklusive Gesichtserkennung sowie über eine „Vorlieben“-Berechnung, die auf die individuelle Historie aller jemals zuvor bei Amazon gekauften Produkte einer jeden Kund*in zurückgreift. Beim Verlassen des Ladens bucht die Amazon-App, ohne jede Kasse, die auf dem Smartphone aufaddierte Summe vom Konto ab.

Amazon will in den USA 2000 dieser Supermärkte eröffnen. Betreibt Amazon einen derart großen technischen und finanziellen Aufwand für Produkt- und Kund*innen-Ortung innerhalb des Supermarkts „nur“ um den Job der Kassierer*in überflüssig zu machen? Nein. Das ist zwar ein nicht zu unterschätzender „Effekt“, denn immerhin ist dies die zweitgrößte Jobbranche in den USA.

Doch Amazon erweitert mit diesem Hightech-Supermarkt in erster Linie den Wirkungsbereich der personalisierten Daten-Analyse seiner Online-Verkaufsplattform auf die (bisherige) „Offline“-Einkaufswelt. Dies ist neben gezielter Werbung und Aufbereitung der Daten für (Kranken-)Versicherungen und andere zahlende Interessenten eine wesentliche Voraussetzung für die Einführung individueller Preise.

Der Einzelhandel hat bereits angekündigt, dass mittelfristig beispielsweise das Bier nicht nur abends teurer als tagsüber sein soll, sondern jede*r seinen individuellen Preis zahlen wird. Es geht also darum herauszufinden, wann wer bereit ist, wie viel für ein bestimmtes Produkt zu zahlen. Amazon schafft hierfür nur besonders konsequent die technischen Voraussetzungen. Auch der deutsche Einzelhandel hat bereits „individuelle Preise“ in Aussicht gestellt und will deshalb mittelfristig das störende, anonyme Bargeld loswerden.

Amazon überlegt, den frühzeitig patentierten, selbstlernenden Hightech-Supermarkt ähnlich wie seine am stärksten wachsende Branche, die Webservices an andere Branchenteilnehmer samt Datenmanagement zu „vermieten“. Nachdem Amazon die Welt der Online-Verkaufsplattformen und damit auch den Buchhandel, das Verlagswesen und viele andere Branchen komplett aufmischt und unter seiner zerstörerischen Dominanz neu ordnet, avanciert der Konzern jetzt auch zum radikalen Vordenker und Trendsetter in der klassischen Einzelhandelsbranche.

Amazons Algorithmisierung von mehr und mehr Lebensbereichen – auch jenseits der unmittelbaren Arbeitsbedingungen – vermittelt eine eher trübe Aussicht auf die Zukunft sogenannter „smarter Städte“, in denen soziale Teilhabe an die Fähigkeit und Bereitschaft geknüpft wird, sich mit hinreichend überzeugenden Timeline-Daten auszuweisen. Wer von nicht nachvollziehbaren Scoring-Algorithmen für „nicht kreditwürdig“ erklärt wird, bleibt außen vor. Ausgegrenzt vom Einkaufszentrum, vom Wohnungsmarkt in Innenstadtlagen, von attraktiven Jobs, von weiterführender Bildungs- und Gesundheitsversorgung, … .

► Fortgeschrittene Entmündigung durch Sprachassistenten

jeff_bezos_jeffrey_preston_amazon_kindle_ausbeutung_hire_and_fire_the_washington_post_kritisches_netzwerk_versandhandel_logistikbranche_streiks_arbeitsbedingungen_logistikzentrum.jpg Amazons technokratisches Machtbestreben drückt sich in vielen seiner Innovationen aus. Amazons digitale Assistentin Alexa wird hierzulande seit Winter 2016 in einem Gerät „Echo“ angeboten, das über Lautsprecher, hoch-sensitive Mikrofone, Prozessor und W-Lan verfügt. Die Anwender*in hat das Gerät irgendwo in der Wohnung stehen und kann fortan via Alexa mit dem Internet reden. Neben der befremdlichen Tatsache, dass Amazons künstliche neuronale Netze der Spracherkennung ab nun permanent zuhören („zur Optimierung des selbstlernenden Systems“) und auf Zuruf reagieren, gibt es einen simplen aber entscheidenden Unterschied zur bisherigen Interaktion mit dem Internet:

Wer in Suchmaschinen recherchiert, erhält eine Trefferliste und kann eine Auswahl treffen. Der Algorithmus der Suchmachine bestimmt die Reihenfolge der Suchergebnisse und ermöglicht damit bereits eine weitgehende Lenkung der Nutzer*in. Wer Alexa nach demselben Begriff fragt, der hört nur eine Antwort. Vielleicht stammt sie aus der Suchmaschine Bing, vielleicht von Wikipedia, vielleicht vom meist bietenden, in jedem Fall wird man Alexas Worte für bare Münze nehmen – ohne jede Auswahlmöglichkeit.

Sprachsteuerung ermöglicht eine neue, direktere Beziehung vom Mensch zur Maschine und sie wird Machtverhältnisse verändern. Wenn Sprechen das Interface für den Alltag wird, dann sind die kommunizierenden Computer-Assistenten so etwas wie das universelle Betriebssystem. Die Schnittstelle der smart-durchkapitalisierten Zukunft ist das offene Ohr. Wer sie besetzt, dem öffnet sich nicht nur ein Weltmarkt, sondern eine enorme Lenkungsmöglichkeit.

Amazon prescht vor und bietet seine Spracherkennung als „Gratisdienst“ in der cloud anderen Software-Entwickler*innen an, um schnell zum Standard zu avancieren. Sein größter Konkurrent versucht mit seinem zuhörenden Assistenten Google Home ebenfalls Marktanteile zu gewinnen.

► Die Zukunftsvision Amazon zerstören!

Wir sollten den Übergang von der Orwell’schen Kontrollmoderne hin zur subtiler lenkenden Postmoderne begreifen und angreifen. Deren verführende Macht ist weniger sichtbar, verteilt auf mehrere privatwirtschaftliche Akteure und durchdringt uns tiefer als die verordnende Macht klassischer, staatlicher Überwachung. Wir sehen uns mit einem massiven technologischen Angriff auf unser Leben konfrontiert. Dieser versucht uns zu „smarter“ eingewobenen Mitbürger*innen und Mitarbeiter*innen 4.0 zu transformieren. Die Bedingungen dieser Vernetzung bestimmen Menschenfeinde und Technokraten wie Amazon-Chef Jeff Bezos.

arbeitsunrecht_in_deutschland_werner_ruegemer_union_buster_fertigmacher_ausbeutung_betriebsratsfresser_lohndruecker_kritisches_netzwerk_amazon_arbeitsbedingungen_elmar_wigand.gif– gegen eine Algorithmisierung von Arbeit und Leben

– gegen den Zwang zur „smarten“ Selbstvergesellschaftung aus Angst abgehängt zu werden

– Autonomie statt übergriffige Fremdbestimmung in vermeintlicher Selbstverwirklichung!

Freund*innen der Selbstbestimmung

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pin_green.gifDie Wahrheit über Amazon (Dauer: 11:44 Min.)

pin_green.gifDOKU HD: Die Macht von Amazon - Günstig aber gnadenlos (Dauer: 28:04 Min.)


► Quelle: erstveröffentlicht am 27.02.2017 bei linksunten.indymedia.

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► Bild- und Grafikquellen:

Amazon-Kaufboykott-Kaeuferboykott-Kaufverweigerung-Jeff-Bezos-Boykott-boycott-exploitation-Sklavenarbeit-Ausbeutung-Kritisches-Netzwerk-tax-avoidance-trickery 1. Amazon? nein, danke! Illustrationen von Rotraut Susanne Berner, Grafikerin, Illustratorin und Kinderbuchautorin. > Berners blog.

"Was viele nicht wissen: der deutsche Buchhandel hat den besten Liefer- und Bestellservice der Welt. Jede Buchhandlung kann (fast immer) von einem auf den anderen Tag bestellte Bücher oder CDs liefern. Und das ganz ohne Monopolstellung, schlecht bezahltes Personal oder Stress für Paketboten und Nachbarn. Und ist es nicht sowieso viel schöner, mal wieder in die Buchhandlung um die Ecke reinzuschaun, zu stöbern und in echten Büchern zu blättern, als immer nur vor dem Bildschirm zu sitzen?

Wir hätten ja alle als Verbraucher ungeheure Möglichkeiten gegen die Monopolisten und gegen die oben genannten Entwicklungen. Schade, dass die Bequemlichkeit größer ist als unser gesunder Menschenverstand. Der homo sapiens ist dumm". (Rotraut Susanne Berner)

2. Arbeitnehmer als rennende Uhr: Amazon-Mitarbeiter*innen arbeiten unter enormem Stress. Entgegen ihrer Arbeitsverträge leisten die meisten viele Überstunden und Samstagsarbeit. Streng hierarchisch geben sogenannte Leader den Arbeitsdruck über Fehlerpunkte an die Picker und Packer ihres Teams weiter. Picker „picken“ die bestellte Ware aus den Regalen und legen dabei täglich bis zu 20km zurück – der Tracker misst die Laufleistung über das sekundengenaue Protokoll des Aufenthaltsortes, der Handscanner erfasst alle Arbeitsschritte und gibt den nächsten vor.

Foto: geralt / Gerd Altmann, Freiburg. Quelle: Pixabay. Alle bereitgestellten Bilder und Videos auf Pixabay sind gemeinfrei (Public Domain) entsprechend der Verzichtserklärung Creative Commons CC0. Das Bild unterliegt damit keinem Kopierrecht und kann - verändert oder unverändert - kostenlos für kommerzielle und nicht kommerzielle Anwendungen in digitaler oder gedruckter Form ohne Bildnachweis oder Quellenangabe verwendet werden.

3. INDUSTRIE 4.0: Was das Fließband nur rudimentär geschafft hat, macht Amazons Algorithmisierung (Teilung der Arbeit in Einzelschritte) bis zur Perfektion: die vollständige Quantifizierung, Standardisierung und damit Enteignung und Entwertung von Arbeit – früher nur in der Produktion, jetzt auch in Verwaltung und Entwicklung. Die „Smartifizierung“ aller Arbeitsabläufe, also die digitale Vernetzung sämtlicher Arbeitseinheiten, ist dabei der Kern der sogenannten Industrie 4.0. Grafik: Helge V. Keitel, Sotkamo / Finland. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

4. AMAZON wird bestreikt. In der Vorweihnachtszeit der letzten 2 Jahre, der umsatzstärksten Zeit, legten die Beschäftigten an mehreren Standorten die Arbeit nieder. Sie wollen erreichen, dass Amazon Tarifverhandlungen mit ver.di aufnimmt. Amazon weigert sich weiterhin, einen Tarifvertrag abzuschließen. So sind auch in diesem Jahr weitere Arbeitskämpfe bei Amazon notwendig geworden und werden weiterhin notwendig sein. Foto: Die Linke NRW. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).

5. "Jetzt schlägt`s 13! gegen Horror-Jobs." > https://arbeitsunrecht.de/ .

6. Jeffrey „Jeff“ Preston Bezos (* 12. Januar 1964 in Albuquerque, New Mexico als Jeffrey Preston Jorgensen) ist ein US-amerikanischer Unternehmer. Er ist Präsident des US-amerikanischen Unternehmens Amazon.com, daß er 1994 selbst gegründet hat. Seit August 2013 ist Jeff Bezos Eigentümer der Tageszeitung The Washington Post, die er für 250 Millionen US-Dollar erworben hat. Bezos ist 55 Jahre alt, geschieden, Vater von 4 Kindern und lebt in Seattle, im Bundesstaat Washington.

Forbes schreibt: "Jeff Bezos ist 1,8 Milliarden Dollar reicher, da Amazon's Marktkapitalisierung kurzzeitig 1 Billion Dollar erreicht. Jeff Bezos wächst weiterhin weitaus üppiger als jeder andere auf der Welt, wobei sein Vermögen am Dienstag um 1,8 Milliarden Dollar zulegte, als die Marktkapitalisierung von Amazon kurzzeitig die 1-Billionen-Dollar-Marke erreichte.

Bezos' Vermögen ist mit Warp-Geschwindigkeit angestiegen und hat sich von 81 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf heute fast 167 Milliarden Dollar verdoppelt, da die Aktien seines Unternehmens in den letzten zwölf Monaten um 108% gestiegen sind. Laut Forbes' Rankings ist er der einzige Mensch auf der Welt, der mehr als 100 Milliarden Dollar wert ist, und sein Vermögen übersteigt bei weitem den der nächstreicheren Person der Welt, Bill Gates, dessen Vermögen auf 95,4 Milliarden Dollar geschätzt wird. Der legendäre Investor Warren Buffett rundet mit einem Nettowert von 86,6 Milliarden US-Dollar die drei reichsten der Welt ab.

Mit dem Erreichen der Billionen-Dollar-Marke trat Amazon in die Fußstapfen von Apple, das im vergangenen Monat den gleichen Meilenstein erreichte und mit einer Marktkapitalisierung von 1,1 Billionen US-Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt ist. Amazon erreichte nur kurzzeitig 1 Billion Dollar und seine Marktkapitalisierung fiel zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf rund 990 Milliarden Dollar.

Amazon hat einen langen Weg von seinen Ursprüngen als Online-Buchhändler zurückgelegt. Bezos, 54, gründete Amazon 1994 aus einer Garage in Seattle. Seitdem dominiert er sowohl den Einzelhandel als auch die Cloud-Computing-Branche und verzweigt sich zunehmend in Bereiche wie Gesundheitswesen, Werbung und Unterhaltung. Er sitzt auf einem Unternehmen, von dem erwartet wird, dass es in diesem Jahr mehr als 200 Milliarden Dollar an Umsatz einbringen wird. Bezos trat 1998, ein Jahr nach der Börsennotierung seines Unternehmens, mit einem Nettowert von 1,6 Milliarden US-Dollar in die Forbes 400-Liste der reichsten Amerikaner ein.

Amazon ist dabei, den Standort seines zweiten Hauptsitzes auszuwählen, der eine Investition von 5 Milliarden Dollar und bis zu 50.000 neue Arbeitsplätze bringen würde. Städte in ganz Amerika haben nach dem Sieg im Bake-off gerufen, seit Amazon zum ersten Mal angekündigt hat, dass es 2017 ein neues Zuhause suchen würde. Zu den Städten auf der Auswahlliste von Amazon gehören Washington, D.C., Denver und Columbus." (>> FORBES, Sep 4, 2018). Weitere aktuelle Info über Bezos >> Forbes, Feb 13, 2019).

Karikatur: DonkeyHotey. This caricature of Eliot Jeff Bezos is based on a Creative Commons licensed photo from Steve Jurvetson via Wikimedia. Quelle: Flickr. Verbreitung mit CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0).

7. Die aktion ./. arbeitsunrecht e.V. – Initiative für Demokratie in Wirtschaft & Betrieb hat sich am 18. Januar 2014 in Köln gegründet. Der Verein ist unter der Urkundenrolle Nummer 478/2014 beim Amtsgericht Köln registriert. Er dokumentiert die systematische Bekämpfung von Beschäftigten, Betriebsräten und gewerkschaftlicher Organisierung in Deutschland. Die Initiative will durch Aufklärung und Analyse einen Beitrag zur Gegenwehr leisten. http://arbeitsunrecht.de/.

8. amazno - OHNE Amazon. Grafik: freie Verwendung. Herzlichen Dank an AG Küste - c/o Elisa Rodé > weiter. Grafik wurde optimiert von Wilfried Kahrs (WiKa). Danke Wilfried!