Bistum Limburg: Prunk und Protz - Nachhaltiges Bauen für die Ewigkeit

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Wolfgang Blaschka
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Bistum Limburg: Prunk und Protz - Nachhaltiges Bauen für die Ewigkeit
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Prunk und Protz


Nachhaltiges Bauen für die Ewigkeit

 
von Wolfgang Blaschka


In Limburg steht ein Dom: Romanisch. Wuchtig. Alt. Aus rotem Sandstein aufgeführt als Abbild des "himmlischen Jerusalem". Über der Vierung ein spitz behelmtes Oktogon, das alles überragt, dazu am Querhaus vier flankierende Türme, und an der Westfront des Langhauses nochmal zwei. Sieben Fingerzeige also nach ganz oben, hinan zum Jenseits irdischer Gefilde. Gutsituierten Älteren dürfte das pompöse Bauwerk noch von der höchsten D-Mark-Banknote bekannt sein, dem Tausender-Schein in gediegenem Braun. In Wirklichkeit erhebt sich Limburgs Dom über die schwarzgeschieferten Altstadt-Dächer an der Lahn in leuchtendem Rot. Davor erstreckt sich der weitläufige Komplex des Bischofssitzes samt Ordinariat, Diözesanmuseum und neu errichteter Privat-Wohnung inklusive Innenhof und Kapelle des exzellenten Hausherrn mit dem Respekt einflößenden Namen Franz-Peter Tebartz-van Elst, so standesgemäß wie er einem ehrwürdigen Bischof eben gebührt.
 
Doktortitel bräuchte so einer keinen mehr. Doch mit der allgemeinen Ehrfurcht ist es mittlerweile vorbei. Der Oberhirte mit Krummstab und Siegelring wird neuerdings gemobbt, wegen Baukostenüberschreitung. Wie kleinlich! Statt 5,5 Millionen Euro haben die Renovierungs- und Neuarbeiten an seiner Residenz nun 31, wenn nicht 40 Millionen gekostet. Dabei hat er nur feinste Materialien verbauen lassen und sich ein Badezimmer mit frei stehender Designer-Wanne für 15.000 Euro genehmigt. Auch ein Bistumsvorsteher muss sich doch mal den Schmutz des Alltags von den feinen Gliedern waschen können, all den Dreck, der das hochwürdige Leben eines führenden Kirchenmannes besudelt. Etwa die staatsanwaltlichen Anwürfe gegen ihn wegen seiner offenbar falschen eidesstattlichen Erklärung gegenüber dem SPIEGEL bezüglich eines Erste-Klasse-Fluges zu den Hungernden Indiens.

Nun also steht er unter Verdacht wegen Lügens und Prunksucht. Wie profan! Dabei hat er doch nur repräsentiert, was Kirche schon immer war und sein wollte: Eine Dependance des Transszendentalen hienieden, eine Filiale des Überirdischen auf dem Boden der drögen Realität. Dazu bedarf es auch einer gewissen Innenausstattung für die 2,9 Millionen teure Wohnung. Schon das Wohnzimmer wuchs während der Planungsphase von 23 auf 63 Quadratmeter. Hätte man den Riesenraum in mehrere Besenkammern abteilen müssen? Sind da 478.000 Euro für die Möblierung zuviel? Allein 350.000 davon gingen für reine Schreinerarbeiten drauf. Hätte man etwa Billy-Regale zusammen schrauben sollen?
 
Sollte er in Lumpen gehen, in härenen Kutten? Ungewaschen an den Altar vor seinen Allerhöchsten treten? Wer von den gläubigen Schäfchen hätte sich denn andachtsvoll vor einen Pontifikal-Zelebranten gekniet und für sein ewiges Leben gebetet, sich huldvoll "abspeisen" lassen mit einer Oblate aus seiner beringten Hand, wenn es im Dom nicht nach Weihrauch, sondern nach ungewaschenem, verlumptem Schafshirten gemuffelt hätte? Wer ginge denn zu hohen Feiertagen in die große Kathedrale, um sich wie in der gammeligen Aussegnungshalle eines Dorffriedhofs zu fühlen?! Es sollte doch alles feierlich sein, bombastisch und gemütserhebend, nicht gruftig wie unter der Brücke, oder? Mit Orgelklang und Festgeläut, Wohlgeruch und Glanz und Gloria. Und eben einem wie aus dem Ei gepellten Bischof. Manche wollten sogar seinen Ring küssen. Das ging nicht ab ohne Hygiene auf gehobenem Niveau, da wäre sonst gleich das Seuchenamt auf der Matte gestanden. Gut, vielleicht war das mit den mehreren zehntausend Euro übertrieben, für die das Dach der bischöflichen Hauskapelle nochmal aufgesägt werden musste, um nachträglich eine stabile Halterung für den Adventskranz zu installieren. Aber ein ordentlicher Adventskranz sollte nun mal hängen, sonst ist er bloß ein Advents-Gesteck. Sollte ein Bischof mit Provisorien vorlieb nehmen, wo doch ohnehin gebaut wurde? Am Kölner Dom wurde über Jahrhunderte gebaut, und niemand würde ernstlich vorwurfsvoll aufrechnen wollen, dass sowas heutzutage mindestens zehn Milliarden Euro kosten würde und auch ein paar Jahre dauerte!
 
Über Jahrhunderte gab es kein Problem für die katholische Kirche mit der Repräsentation zur höheren Ehre ihres höchsten Herrn.  Bis auf ein paar Nörgler und Bettelmönche, die nicht einsehen wollten, wieso der Klerus in Saus und Braus lebte, während die meisten Gläubigen einfach nur dran glauben mussten. Abgesehen von einzelnen Eremiten und Asketen gelang es den Kirchenfürsten immer ganz gut so zu tun, als seien ihre Gotteshäuser quasi die Paläste der Armen, zumindest ihrer armen Seelen, die doch ihr Leben nach dem Ableben der sterblichen Überreste erst noch vor sich hätten. Ihre  monumentalen Kathedralen und Klöster, ihre prächtigen Kreuzgänge und Krypten, bombastischen Baptisterien und Basiliken, Campaniles und Columbarien sollten doch wohl so etwas wie Vorgeschmack auf die Pracht des Paradieses darstellen, das sich denen auftäte, die brav ihre Sakramente empfingen. Dafür musste niemand Eintritt zahlen. Es wurde sogar Kirchenasyl gewährt. Verrechnet wurde über den Zehnten, über Kerzenspenden, Opferstöcke, Altar-Stiftungen, Erbschaften und Ablasszahlungen.
 
Bis auf den Zehnten und die Ablasszahlungen funktioniert das bis heute genauso. Und selbst die gibt es in modernisierter Form noch immer: Der Zehnte wurde zur Kirchensteuer, und die Ablasszahlungen blecht der Staat als Entschädigung für Säkularisierung und Mediatisierung von Ländereien und Liegenschaften aus ehemaligem Kirchenbesitz bis heute, nach alten Verträgen von 1806, 1919, 1949, 1990, als sogenannte Dotationen, auf alle Zeiten. Der säkulare Staat finanziert darüber hinaus die Bischöfe, die Militärgeistlichen, Krankenhaus- und Gefängnis-Seelsorger, bezuschusst sämtliche kirchlichen Kindergärten und Schulen, Altenwohnheime und Krankenhäuser über die Wohlfahrtsverbände Caritas (kath.) und Diakonie (evang.), alle sozialen Einrichtungen und Aktivitäten. Von wegen mildtätige Werke der Kirchen! Ihr Eigenanteil liegt meist bei 15 Prozent. Der Rest sind Betriebs-Einnahmen und öffentliche Zuschüsse, und zwar von allen Steuerzahlern, ob sie religiös gebunden sind oder nicht. Atheisten, Agnostiker, Andersgläubige, alle zahlen die "Werke der christlichen Nächstenliebe", ungefragt und selbstverständlich. Das Konkordat macht's möglich. Der erste und einzige immer noch völkerrechtlich gültige Vertrag von Adolf Hitler mit dem Vatikan, der ihn international salonfähig machen sollte. Die Bundesrepublik Deutschland muss ihn schleunigst aufkündigen, um endlich aus den Fußstapfen der braunen Machthaber herauszutreten, um Kirche und Staat sauber zu trennen. Um endlich Arbeitsrecht und Grundgesetz auch für Mitarbeiter im konfessionellen Bereich gültig zu machen. Um endlich das Mittelalter zu überwinden und ins 21. Jahrhundert einzutreten. Das Erbe wiegt schwer genug.
 
Die Erhaltung des gotischen Freiburger Münsters bezahlen zu je einem Drittel das Erzbistum Freiburg und das Land Baden-Württemberg, die Stadt Freiburg und private Spender, jeweils ein Sechstel. Für das Bischöfliche Hilfswerk Misereor bringt die katholische Kirche nur 5 Prozent der Kosten auf, und der Evangelische Entwicklungsdienst trägt sich zu weniger als einem Drittel evangelisch. Ein Großteil der Unterstützung wird den Kirchen gar nicht erst ausgezahlt: Der Staat erlässt ihnen auch vieles. Kirchliche Einrichtungen zählen als Tendenzbetriebe, die wie Gewerkschaften, Verbände, parteinahe Stiftungen keine Steuern auf Zinserträge oder Immobilien berappen, und sie zahlen keine Gebühren für eine Baugenehmigung, für den Notar, für ein Gericht oder für Sendezeit in öffentlich-rechtlichen Medien. Sie sparen sich auch den Aufwand, ihre "Mitgliedsbeiträge" selbst einzutreiben. Kirchenkritiker wie Carsten Frerk ärgert das: Wo "Kirche" draufsteht, ist größtenteils "Steuerzahler" drin. Auch wenn die Pfarrers-Haushälterinnen aus der Kirchensteuer entlohnt werden, bis zu 85 Prozent zumindest.
 

  • Doch ist nicht die ganze Kirche eine Mogelpackung?
  • Verspricht sie nicht das ewige Leben?
  • Hat sie das auch nur einmal einlösen und klinisch einwandfrei nachweisen können?
  • Was ist mit dem angepriesenen Seelenheil?
  • Oder dem klassischen Verkaufsschlager Erlösung?
  • Würde ein Arzneimittel aufgrund von "Wunder"-Beglaubigungen zugelassen?
  • Fiele es nicht unter das Rauschmittel- oder Betäubungsmittelgesetz? Oder mehr noch: Scharlatanerie?
  • Was bedeutet da der Vorwurf gegen einen Bischof, dass er lügt?


Er schummelt doch von Berufs wegen. Und viele glauben es nur zu gern. Ist der Zauberkünstler daran schuld, wenn ihm so viele Augenpaare nicht auf die Schliche kommen? Seine Tricks sind gerademal so gut, wie die Zuschauer sich bezaubern lassen. Ein Bischof ohne sakramentale Zauberkraft wäre doch keiner. Nicht einmal ein Dorfpfarrer, der die Wandlung nicht perfekt beherrscht. Man sieht nichts, man riecht nichts, es passiert auch nichts, und doch geschieht das Wunder im Kopf des Gläubigen. Klingelingeling! Die reine Einbildung. Weil sie gewollt ist. Es braucht kein Opium, es reicht Placebo. Der pawlowsche Hund hechelt schon beim Anblick einer schwarzen Soutane, bei einer roten winselt er.
 
Viel anders mag es zu Zeiten des Absolutismus auch nicht zugegangen sein mit Goldputten und Grabplatten aus feinstem Marmor, mit Stuck und Spitzendeckchen, brokatschweren Rauchmänteln und monströsen Monstranzen. Erzbischöfe wurden zu Kurfürsten und veranstalteten neben den üblichen Plünderungen und üblen Brandschatzungen, Kriegszügen und wüsten Strafexpeditionen auch lustige Hofgelage. In Salzburg delektierte sich der Kirchenfürst gelegentlich an Wasserfontänen, die er seinen erlauchten, handverlesenen Gästen aus den steinernen Hockern an der Garten-Tafel in die Hinterteile presste, und darauf spechtete, wer von denen angesichts dieser hinterrücks-heimtückischen Zwangsdusche die eherne Hof-Etikette zu wahren vermochte und patschnass, aber eisern sitzenblieb, zumindest bis er sich selbst zu erheben geruhte. Ein Heidenspaß muss das gewesen sein zu Hellabrunn im Namen des Herrn. Hallelujah!

So einer war der Tebartz-van Elst gerade nicht, eher ein stiller Genießer. Doch wird er an seinen luxuriösen Privatgemächern nun kaum noch Freude haben, wenn er sie denn bald verlassen muss. Zunächst nach Rom eilend, um dem Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz (siehe Foto links), hastig zuvor zu kommen, bevor der den Papst über die Causa Limburg instruiert. Er weiß dort selbst ein paar Verbündete, unter anderen den ultrakonservativen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller, den skandalösen Ex-Bischof von Regensburg, der nun der Glaubenskongregation vorsteht und es sich zum Hobby gemacht hat, die Schriften vom emeritierten Altpapst Ratzinger zu redigieren und herauszubringen.  
 
In dessen Jesus-Büchern stehen ziemlich gewagte Sachen drin, beispielsweise über die jungfräuliche Empfängnis Mutter Mariens. Der Heilige Geist soll sie übers Ohr befruchtet haben. Indem sie zutiefst gehorsam seiner Verkündigung gegenüber gewesen sei, habe sie in grenzenlosem Gottvertrauen einen Gottessohn geboren. So geht das, Kinder! Nur immer schön gehorchen, dann schnackelt's! In der Schwangerenberatung lachen sie dich mit so einer Story milde aus. Aus dem Mund von Tebartz-van Elst ist solch jenseitiger Quatsch nicht bekannt. Der ist deutlich diesseitiger orientiert. Allerdings gibt er das so vollmundig nicht kund, ist ja kein Verkündigungsengel. Sein Wort in der Katholiken Ohr lautet: "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche". Scheint aber nichts gefruchtet zu haben. Er schiebt alles auf die baufällige Vikarie und den hessischen Denkmalschutz. Der weiß davon gar nichts. Es habe nur ein Beratungsgespräch gegeben. Die Kirche ließe sich von dem auch nichts vorschreiben. So ist das mit dem Konkordat: "Kirchenstaat" im Bundesland. Das Ensemble auf dem Domhügel wirkt tatsächlich wie eine kleine Stadt in der kleinen Stadt. Und alles auf höchstem ästhetischen Niveau.
 
Nicht einmal der Dezernent für Finanzen, Verwaltung und Bau des Bistums, Gordon Sobbeck, hatte bis vor wenigen Tagen auch nur den blassesten Schimmer von der Bausumme. Die war von Anfang an kein Geheimnis, sagt der Architekt. Weder Sobbeck noch einer seiner 180 Mitarbeiter waren damit befasst. Denn es war ein Projekt des Bischöflichen Stuhls, nicht des Bistums. Das ist lediglich mit 2,3 Millionen dabei, egal wie teuer es tatsächlich wird. Nur ein Dreier-Gremium war eingeweiht. Und wissen wollte es wohl niemand so genau. In katholischen Kreisen wird generell mehr geglaubt als gewusst. Da ist kein Missbrauch. Es ist der Brauch. Wer Kirche und Wahrheit zusammenbringen möchte, könnte auch Silvio Berlusconi eine weiße Weste attestieren wollen, weil der meistens picobello angezogen ist. Sowas fällt unter Glaubensgeheimnisse. Manche nennen es verklärend "Glaubenswahrheiten". Die Kirche duldet's. Der Staat finanziert's. Die Presse wundert sich.
 

In Limburg wird einmal ein Dom gestanden haben: Romantisch. Ruinös. Zu. Wenn er dereinst irreparabel baufällig geworden gesperrt werden muss, weil nichts mehr zu reparieren ist, wo das Fundament nachgibt, wenn sich die Türme gefährlich neigen und das Gewölbe in bedrohlichen Rissen spreizt, weil die massiven Pfeiler aus dem Lot geraten, der Putz abplatzt, der Marmorboden Höcker aufwirft oder in vorzeitliche Feuergruben absackt. Wenn also nichts Konservatorisches mehr hilft, weil die Statik insgesamt nicht mehr trägt, und das Monument unter strengster staatlicher Bauaufsicht zur pittoresken Ruine umgewidmet werden muss, dann steht die bischöfliche Hauskapelle immer noch wie eine Eins, denn sie ist fest gefügt, nach besten Standards nachhaltig gebaut und mit schießschartenartigen Fenstern unterm himmelstürmend wärmegedämmten Steilsatteldach. Und alle werden sagen: Seltsam, dass da kein Bischof mehr drin wohnt, weil das Bistum gar nicht mehr existiert. Aber der Adventskranz hängt, schmiedeeisern!
 
Die Diözese mag irgendwohin eingemeindet oder aufgelöst worden sein. Das ist das aufklärerische Verdienst Tebartz-van Elsts, (siehe Foto re) dass neuerdings täglich 20 Kirchenaustritte zu verzeichnen sind, wo früher nur einer alle zwei Tage fällig wurde. Dank seiner vorbildhaften Belehrung ex cathedra über das innere Wesen der katholischen Kirche. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die letzten Kirchensteuerzahler von ihr abgewandt haben werden. Bleiben übrig die schönen veraltenden Bauten. Zur archäologischen Erinnerung an vergangene religiöse Zeiten. Teils immer noch in profaner Nutzung als voll funktionstüchtiger historischer Kindergarten, mit güldenen Türknäufen zum Antatschen, geeignet genausogut als Seniorentreff, Jugendclub, Bücherei mit angeschlossenem Museum. Darin sündteure Kunstgegenstände für immerhin 450.000 Euro, die der ehemalige Bistumsverweser einst anschaffen ließ, angeblich finanziert von der hundert Millionen schweren bischöflichen Schatulle aus altem Kirchenvermögen, die ihm unabhängig von den Kirchensteuergeldern zur persönlichen Verfügung gestanden haben soll. Ein reicher Mann muss das gewesen sein, wird man vielsagend raunen. Ein armer Wicht, der das alles aufgeben musste. Ausgerechnet jetzt, wo alles fertig ist, hat er einen neuen Vorgesetzten bekommen, der den Franziskus gibt. Nun sollte er seine schäbigsten Schuhe heraussuchen und am besten mit dem Bus fahren, selbstherrlich zum Canossa-Gang.
 
Zumindest flog er in aller Herrgottsfrühe von Hanau mit dem Billigflieger, der allerdings in letzter Minute gebucht auch nicht mehr ganz billig ist. Dumm ist er nicht. Derweil singen die Limburger Katholiken ihren stillen Protest in den Sonntag hinein, während die Turmuhr bedeutungsschwer dreizehn schlägt. Mal sehen, wie lange er sich an seinem schnieken Amtssitz noch festkrallen kann, der verdienstreiche Whistleblower vor dem Herrn. Wenn er so clever ist wie er tut, lässt er's nicht auf eine Amtsenthebung ankommen, sondern sucht reumütig um Demission an, behält seine Bischofswürde und sein Dienstwagen-Privileg und macht auf Titularbischof, während ein anderer den Hirtenstab schwingt. Die Altpapst-Lösung in klein. Es sei denn, der amtierende Pontifex kommt ihm zuvor und treibt ihn aus dem Tempel, macht ernst mit seiner neuen Bescheidenheit. Das grenzte fast an ein klitzekleines Wunderchen nach all den Jahrhunderten episcopaler Prachtentfaltung. Zunächst lässt ihn der Heilige Stuhl mal warten. Das macht demütig. Die billigere Lösung wär' freilich die kalte Absetzung. Also: Wunder wär's kein's. Sparte viel Ärger, wenn auch kaum Geld. Die Frührentner-Pension müsste in jedem Fall das Bistum nach hessischem Beamtenbesoldungsgesetz latzen. Man müsste ihn schon zum einfachen Priester degradieren, um wirklich Geld zu sparen. Denn  um das geht's letzlich, um den heiligen Mammon. Die Caritas-Spenden sind schon spürbar zurück gegangen. Dank Tebartz.

Wolfgang Blaschka, München
 




► Quelle: Mein Artikel erschien bei RATIONALGALERIE > Artikel

 



Bildlegende:


1. Banknote 1000 Deutsche Mark mit Limburger DomQuelle: Bundesbank.de

2. "Nicht nur Affen sind dressierbar, der Mensch ist es auch" - von Rainer Ostendorf - Acrylbilder mit Sprüchen zum Nachdenken und Schmunzeln - www.freidenker-galerie.de. Rainer Ostendorf ist ein in Osnabrück lebender Autor und Maler. In seiner Galerie finden Sie über 400 Acrylbilder, Weisheiten und Sprüche für Freidenker. Die von ihm gemalten Freidenker kennen keine Tabus, sind philosophisch gebildet und sprechen immer Klartext mit viel Humor. Von Sokrates bis Nietzsche, die Gedanken der großen Philosophen können Sie in seinen Bildern entdecken. Sie sollen zum Nachdenken anregen, Lebensweisheiten vermitteln und Denkanstöße geben. Freidenker Kunstdrucke, Leinwanddrucke, Grusskarten und Poster können Sie bei seinem Partner Artflakes bestellen.

3. Pawlowscher Hund: Einer der vielen Hunde, die Pawlow in seinen Experimenten gebraucht hatte, Pawlow Museum Rjasan, Russland. Zu beachten ist, dass der Speichelauffangbehälter und Schlauch chirurgisch in das Maul eingepflanzt wurde. Autor: Rklawton – Wikipedia engl. – Nutzung unter GNU-Lizenz

4. Erzbischof Robert Zollitsch  -  Bildquelle: Wikipedia / Autor: Tobias Klenze / CC-BY-SA 3.0

5. Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, Urheber: Christliches Medienmagazin proQuelle: Diese Bilddatei wurde ursprünglich bei Flickr.com hochgeladen. Sie wurde mit Hilfe von Flickr upload bot durch DALIBRI (Diskussion) zu Wikipedia übertragen. Zu diesem Zeitpunkt – 19:15, 10 December 2012 (UTC) – war sie bei Flickr unter der unten stehenden Lizenz freigegeben.

 

 

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Peter Weber
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Verbunden: 23.09.2010 - 20:09
Bischof Tebartz-van Elst: zum Medienstar gekürt


Bischof Tebartz-van Elst: zum Medienstar gekürt


Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst ist ohne Zweifel ein egomanischer Selbstdarsteller mit einem Hang zum Prunk sowie ein ausgesprochener Heuchler. Wolfgang Blaschka hat in seinem Artikel „Bistum Limburg: Prunk und Protz – Nachhaltiges Bauen für die Ewigkeit“ im Kritischen Netzwerk ausführlich und redegewandt die Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit der katholischen Kirche sowie die persönlichen Widersprüche des Bischofs herausgearbeitet.


Der Wahlspruch des Bischofs, eines gebürtigen Niederrheiners, der anschließend aus dem Münsterland und seinem schwarzen Herzen, Münster, importiert wurde, lautet: „In Christo baptizati, Christum induistis“ (zu gut Deutsch „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt“). Wer Christus als Gewand angelegt hat, dem steht doch wirklich eine angemessene Heimstatt zu. Ich verstehe diese neidvollen Kritiker nicht, die einem unverbrüchlichen Verkünder der auf dem Felsen der Unvergänglich gebauten Kirche nicht einmal ein bescheidenes Haus gönnen. Schande über sie!


Ich habe mir einmal die Mühe gemacht und nach dem wortgetreuen Predigttext gesucht, die Tebartz anläßlich seiner Amtseinführung 2008 in Limburg gehalten hat. Sie war nicht leicht zu finden, denn auf die Seiten des Bistums Limburg ist derzeit kaum ein Zugang zu realisieren. Auffällig ist, daß die Predigt gespickt ist mit 2 Dutzend Akklamationen an die „lieben Brüder und Schwestern im Herrn“. Hier davon nur zwei Beispiele zur Anschauung – den Rest könnt Ihr Euch gemütlich bei einer Flasche Bier reinziehen:


 „Liebe Schwestern und Brüder!

… Die Autobahn mit Blick auf den Dom durchzieht das ganze Bistum. Sie macht uns bewusst: Nicht der Weg ist das endgültige Ziel. Wo Christus aber in den Blick kommt, kann das Ziel neue Wege spuren.


Liebe Schwestern und Brüder!

Hier, auf diesem Felsen des gelebten und bezeugten Glaubens beginnt heute mein Dienst für die mir anvertraute Kirche von Limburg. Diese eine Frage bleibt die Gewissenserforschung aller, die im Dienst der Verkündigung stehen: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? (Joh 21,17) Nur die tägliche treue und persönliche Antwort darauf, gibt uns Boden unter den Füßen und Halt an der Hand: "Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich Dich lieb habe." (Joh 21,17b)“


Jetzt wissen wir alle Bescheid: Nicht der Weg ist das Ziel, nein, mit Christus im Blick kann das Ziel neue Wege spuren. Das ist doch endlich mal ein praktischer Lebensrat, auf den wir alle nur gewartet haben. Wir im  KN und tausende andere in  den Blogs und Netzwerken zergrübeln uns den Kopf über die Alternativen, die uns zum real existierenden kapitalistischen Lebenstil zur Verfügung stehen und streiten uns über die tausend Wege, die dorthin führen könnten, ohne uns einig zu werden. Danken wir Gott, nun wurde uns die Erleuchtung geschenkt, wie wir die Hl. Angela zu Fall bringen können.


Jetzt aber mal Spaß beiseite! Ich habe mich zwar heute ebenfalls mit meinem Kommentar auf die Diskussion um den Limburger Bischof eingelassen, aber trotzdem meine ich, daß um ihn viel zu viel Rummel gemacht wird. Die Medienhype ist des Guten einfach zu viel, die Sachlage ist im Vergleich zu anderen relativ irrelevant. Wo taucht der „gute Hirte“ nicht überall auf: in allen Schlagseiten der Zeitungen – und das alltäglich -, in den Hauptnachrichtensendungen, in den anschließenden Kommentaren und Sondersendungen und in den nicht enden wollenden Talkshows. Das Thema wird mir geradezu aufgezwungen. Das Schlimmste ist, daß ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß das Ganze teilweise nur gespielte Empörung darstellt und eine willkommene Füllung der Sendezeit zur Quotensteigerung ist.

Der Hase ist anderswo begraben! Nehmen wir z. B. die Schieflage um die NSA-Affäre und die Datenspionage, die bereits völlig untergegangen ist, obwohl nicht eine Spur von Aktivität gezeigt wurde, um sie zu beseitigen. Ich wette, daß in einigen Wochen auch kaum jemandem mehr das Thema „Lampedusa-Flüchtlinge“ interessiert. Insofern wird der Bischofsskandal zu hoch aufgehängt und so in die Breite getreten, daßer hinterher schon nicht mehr faßbar ist. Ehrlich gesagt: Es ist wirklich leicht, seinen eigenen Senf dazu abzugeben und sich dem allgemeinen Tenor der Empörung anzuschließen. Meistens sind es diejenigen, die in derartigen populären Fällen wie bei Tebartz (ich meine ausdrücklich damit nicht Wolfgang Blaschka) bei den wirklich existenziellen Problematiken den Mund nicht aufbekommen. Asche über mein Haupt, denn ich konnte es mir ebenfalls nicht verkneifen, auch noch auf die Senftube zu drücken.

Ich gebe zu, daß die Rolle der Religion und der Kirchen noch lange nicht zu Ende diskutiert ist und noch viele Konsequenzen gezogen werden müssen. Die Arroganz der deutschen Kirchen, die hauptsächlich vom Staat, d. h. aus Steuergeldern, finanziert werden, ist unerhört, wenn sie sich anmaßen, ihre Mitarbeiter moralisch zu reglementieren und ihnen die eigentlich gesetzlich zugestandenen Arbeitnehmerrechte verweigern. Wenn ich mir nur vorstelle, daß Tebartz-van Elst, dessen derzeitiges Bischofsgehalt von über 11.000 € komplett vom Steuerzahler spendiert wird, im Falle seines erzwungenen Ruhestandes in Form einer Pension, ebenfalls auf Staatskosten, weiter gezahlt wird, dann packt mich der heilige Zorn.

Trotzdem brauchten wir um Religion und deren Mißbrauch nicht so viel Aufhebens zu machen. Es wäre doch so einfach, einfach aus der Kirche auszutreten, die sich von uns entfremdet hat. Unsere persönliche Religion, unseren Glauben und unsere Lebensanschauung kann uns niemand vorschreiben, wenn wir das nicht zulassen. Unsere Vorstellung von Gott, sofern wir an ihn glauben, können wir uns nach unseren eigenen ethischen Kriterien bilden. Auch der Nichtatheist und ausgesprochene Atheist steht in der Verantwortung, eine humanistisch fundierte Ethik zu leben. Wo liegt das Problem?

Ein Tipp zum Abschluß: Peter Wensierski, ein Spiegelautor, hat in der Sache Tebartz sehr gut recherchiert. Hier findet man fundierte Informationen zur Sache.


MfG Peter A. Weber

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